In der
Spielzeit 1998/1999 traten die Amateure des FC St. Pauli in der
damaligen Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein an. 16 Teams kämpften
damals zwischen Flensburger Förde und Harburger Jahnhöhe um Titel, Auf-
und Abstieg. Ein Rückblick.
Am 22.Mai 1999
wurden die Saison mit einem 2:1-Auswärtssieg unserer Jungs beim Heider
SV beendet. Bereits eine Woche zuvor standen die FC-Amateure nach einem
3:0-Erfolg am Millerntor (!) über den VfL Pinneberg als Meister und
Aufsteiger fest.
Begonnen hatte
alles am 15. August gegen Altenholz (1:1) und einem 2:1-Sieg in
Hoisdorf. Das erste Highlight war aber die Partie am 28. August gegen
Bayer Leverkusen in der ersten DFB-Pokalrunde. 70 Minuten hielt der
braun-weiße Nachwuchs dagegen und ein 0:0, dann ließen Kraft und
Konzentration nach und die Pillendreher von Christoph Daum siegten am
Ende mit 5:0. Das Amateure-Fanzine „Hossa“ erschien an diesem
denkwürdigen Tag übrigens mit der achten Ausgabe und der Rekordauflage
von 1200 Exemplaren!
In der Liga gab
es dagegen zum Saisonstart acht Siege in Folge, ehe der TSV Pansdorf mit
3:0 die Oberhand behielt und sich bis zum Saisonende als hartnäckigster
Verfolger entpuppen sollte. Auch im Rückspiel gab es auf heimischem
Geläuf nicht mehr als ein 1:1-Remis gegen die Polizistentruppe zu holen.
Während die Profimannschaft des FC St. Pauli in der 2.Liga bis zur
letzten Sekunde um den Klassenerhalt bangen musste (Remember Marins
Last- Minute- Ausgleich gegen Oberhausen…), übernahmen die Jungs von
Trainer Joachim Philipkowski am vierten Spieltag die Tabellenführung und
gaben diese bis Saisonende nicht mehr aus der Hand. Zum Rückrundenstart
hatte man einen Acht-Punkte-Vorsprung auf den TSV Pansdorf, der zwar
zwischenzeitlich auf ein mageres Pünktchen schmolz, doch wann immer
unsere Jungs schwächelten, verlor auch der Verfolger sein Spiel.
Im Oddsetpokal,
der damals noch Totopokal hieß, ging es als Titelverteidiger in der
ersten Runde zu Ochsenwerder-Moorfleet. Ein gewisser Ivan Klasnic
(damals 18 Jahre jung) steuerte vier Treffer zum 6:0-Erfolg bei. In der
zweiten Runde war nach einem peinlichen Auftritt bei Vatan Gücü (1:2)
allerdings schon Schluss mit lustig.
Am 24. Oktober
gab sich der SC Concordia (damals „Scheiß-Cordi“!) an der Sternschanze
ein Stelldichein und es gab ein Wiedersehen mit unserem ehemaligen Coach
Kurt Hesse. Dieser hatte im Vorfeld des Spiels angekündigt, mit jedem
der „Buh“ in seine Richtung rufen würde, „das Ganze bei einem Bier
auszudiskutieren“.
Eigentlich hätte
er sich denken können was folgen würde, kannte er die St. Pauli-Fans
doch lange genug… Als Kurt das erste Mal den Platz betrat, wurden 120
Din A4-Zettel mit der Aufschrift „BUH“ hochgehalten und die drei
Buchstaben auch verbal geäußert. Das Gleiche passierte zur Pause und
kurz vor Wiederanpfiff. Hesse versprach daraufhin, seine „Schulden“
demnächst im Letzten Pfennig (R.I.P.) einzulösen, was auch einige Wochen
später geschah. Cordi unterlag übrigens an jenem Tag mit 1:2. Die
braun-weißen Torschützen waren Berkan Algan (!) und ein damals
20-jähriger Zlatan Bajramovic.
Überhaupt - der
Letzte Pfennig: In der kleinen Spelunke in der Clemens-Schultz-Straße
fanden regelmäßig unregelmäßig die so genannten Fan-Talks statt, bei
denen sich ein oder mehrere Amateurkicker auf der „Heißen Kiste“ (ein
umgedrehter Astra-Kasten) den Fragen der Fans stellten. Am 29. März um
neun Uhr morgens schloss Wirt Klaus die Tür zum allerletzten Mal ab (ich
war dabei!). Nach vier Jahren und drei Monaten wurde unser zweites
Zuhause für immer geschlossen. Aber zurück zum Sport.
Zum dritten Mal
in Folge gewannen unsere Amateure im Januar das Qualifikationsturnier
zum Ratsherren-Cup. Beim Turnier der „Großen“ gelang dann ein absoluter
Überraschungscoup, als Johann Stenzel, Gian-Pierre Carallo, Dennis
Gersdorf und Zlatan Bajramovic die Stellinger Profis mit 4:1 aus der
Halle fegten. Im Halbfinale kam es zum Aufeinandertreffen mit den
eigenen Profis, bei denen Ivan Klasnic, Tim Gutberlit, Thomas Meggle,
Cem Karaca und Stephan Hanke im Einsatz waren. 1:4 verlor der
FC-Nachwuchs, siegte aber anschließend im Neunmeterschießen um Platz
drei. Die Profis gewannen das Finale und somit ging das 99er-Turnier als
das erfolgreichste für die Kiezkicker in die Geschichte ein.
In 30
Punktspielen verließen unsere Helden 21 Mal den Platz als Sieger, sechs
Remis und nur drei Niederlagen (Pansdorf, Hoisdorf, Vorwärts-Wacker)
sollten am Ende mit 69 Punkten und dem Torverhältnis 64:28 zum
Meistertitel reichen. Es folgte der Aufstieg in die Regionalliga. Dort
hielt man sich allerdings nur eine Saison, die aber immerhin mit drei
Punkten Vorsprung auf die Stellinger Amateure als Tabellenfünfzehnter
abgeschlossen wurde.
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